Kopf einer jungen Frau



Kopf einer jungen Frau


Inventar Nr.: GS 5083
Bezeichnung: Kopf einer jungen Frau
Künstler / Hersteller: unbekannt, Künstler/-in
Datierung: um 1550
Objektgruppe: Zeichnung
Geogr. Bezug: Lombardei, 16. Jh.
Material / Technik: Schwarze, rote und gelbe Kreide auf grauem Papier
Maße: 15,3 x 12,2 cm (Blattmaß)


Katalogtext:
Das kleinformatige Studienblatt in farbiger Kreide auf grauem Papier aus der Sammlung der Landgrafen von Hessen-Kassel zeigt einen Frauenkopf von idealtypischer Schönheit, der aus dem Vollprofil leicht nach rechts geneigt ist. Aus fast geschlossenen Lidern blickt die junge Frau verhalten und in sich gekehrt nach unten. Mit schwarzer Kreide hat der Zeichner zunächst die Konturen des Kopfes festgelegt, die langen, in einem sanften Schwung über die Schulter fallenden Locken angedeutet und mit enggesetzten Schraffuren die Schattenzonen in den Augenhöhlen, auf den Wangen, unterhalb der Nase, auf dem Kinn und am Hals gekennzeichnet. Anschließend kolorierte er das Gesicht mit einem zarten Rotton und verlieh den Haaren durch einen ockerfarbenen Stift Lebendigkeit. Den oberen Kontur des Kopfes hatte der Zeichner offensichtlich zunächst zu weit oben angesetzt und musste hier im Verlauf des Zeichenprozesses korrigierend eingreifen.

Die Studie wurde 2000 erstmals von Jürgen Lehmann unter der alten Zuschreibung an Federico Barocci publiziert. Diese Zuschreibung vermag heute nicht mehr zu überzeugen. Zu offensichtlich ist der leonardeske Charakter des Studienkopfes, der eine Entstehung in der umfangreichen Nachfolge des Meisters in der Lombardei wahrscheinlich macht.[1] Auch die Technik der farbigen Kreidezeichnung war in der Nachfolge Leonardos in Norditalien sehr verbreitet.[2]

[1] Ähnliche Kopftypen tauchen etwa bei Andrea Solario auf. Vgl. den Kopf der hl. Katharina, Mailand, Museo Poldi Pezzoli (Marani 1987, Abb. 80). – Giulio Bora hat in seinem Schreiben von 04.07.2007, für das ihm herzlich gedankt sei, die Entstehung der Zeichnung in der Lombardei, vermutlich von einem Künstler, der sich von Leonardo inspirieren ließ, bestätigt, ohne die Zuschreibung konkretisieren zu können.

[2] Vgl. dazu Meder 1919, S. 136.

Veröffentlicht am 06.09.2008

Letzte Aktualisierung am 29.01.2009



Literatur:
  • Lukatis, Christiane; Ottomeyer, Hans [Hrsg.]: Mit Pinsel, Feder und Stift. Meisterzeichnungen der Graphischen Sammlung. Ausstellungskatalog. Staatliche Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2000, S. 42, Abbildung S. 43, Kat.Nr. 13.
  • Lukatis, Christiane: Dem künstlerischen Genius auf der Spur. Italienische Handzeichnungen aus der Graphischen Sammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2010, S. 160, Abbildung S. 161, Kat.Nr. 64.
  • Lange, Justus; Weißmann, Carina A. E.: Der Leda Code. Ein Meisterwerk voller Rätsel. Ausstellungskatalog. Museumslandschaft Hessen Kassel, S. 40, 127, Abbildung S. 41, Kat.Nr. 26.


Letzte Aktualisierung: 22.05.2025



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