Bildnis einer jungen Frau



Bildnis einer jungen Frau


Inventar Nr.: GK 272
Bezeichnung: Bildnis einer jungen Frau
Künstler / Hersteller: Abraham Lambertsz. van den Tempel (1622/23 - 1672), Maler/in
Dargestellt: unbekannt, Dargestellt
Datierung: 1666
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Leinwand
Maße: 124 x 106 cm (Bildmaß)
138 x 120 x 8 cm (Objektmaß)
Provenienz:erworben um 1752 durch Wilhelm VIII. von G. Hoet, Den Haag


Katalogtext:
In Dreiviertelfigur posiert eine junge Dame in aufrechter Haltung vor einer Parklandschaft. Der Kopf ist leicht nach links gewandt und der Blick auf den Betrachter gerichtet. Sie trägt ein blauschimmerndes, aufwendig gearbeitetes Seidenkleid, das am Oberkörper enganliegend ist und unterhalb der gefältelten Taille, weit und faltenreich auseinanderfällt. Die geschlitzten und kurzgerafften Ärmel sind mit gelben Schleifen und einem weißen Besatz verziert. Ein Schal aus transparenter Seide bedeckt Schultern und Dekolleté und wird über der Brust von einer Schleife zusammengehalten. Den Hals ziert eine Perlenkette. An weiterem Schmuck trägt die Dame einen Ring am kleinen Finger ihrer linken Hand und passend dazu goldene Edelsteinohrringe sowie eine Haarnadel im blonden, frisierten Haar, das gelockt auf die Schultern herabfällt. Begleitet wird die Dame von einem kleinen braun-weißen Hund mit einer rosafarbenen Schleife im Fell, den sie mit ihrer rechten Hand streichelt.
Ihre Gestalt wird auf der linken Seite von verzierten Vasen auf einem Sockel hinterfangen, zwischen denen eine zarte rote Rosenknospe emporwächst. Rechts öffnet sich ein schmaler Ausblick auf einen Park mit Skulpturen und einem Gewässer unter abendlichem Himmel. Die Statue entspricht dem klassischen Bildtyp einer Venus pudica (schamhafte Venus), dem Sinnbild der Schönheit schlechthin.

Der Künstler Abraham van den Tempel gehörte zu den führenden Porträtisten im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts in Amsterdam. Besonders berühmt war er für seine Darstellung kostbarer Materialien und Objekte, was durch das Kasseler Gemälde eindrucksvoll vor Augen geführt wird. Es liegt auf der Hand, dass sich nur die gehobenen Gesellschaftskreise solche Porträts leisten konnten, die üblicherweise als Bildpaare, eines für den Herrn und eines für die Dame, bei dem Maler in Auftrag gegeben wurden. Ein männliches Gegenstück zu dem Kasseler Bildnis hat sich nicht erhalten, und die Porträtierte konnte bisher nicht identifiziert werden.
Vermutlich steht das Bildnis im Zusammenhang einer zeitnah getroffenen ehelichen Verbindung, deren Liebe, in allegorischem Bezug auf die Rose, noch frisch und kraftvoll ist. Die Venus kann in diesem Kontext für die Keuschheit der Dargestellten stehen und der Hund als sinnbildliche Verkörperung der Treue.
In edler und damenhafter Eleganz und in vornehm distanzierter Pose tritt die Dame in blauem Kleid dem Betrachter gegenüber, der die malerische Feinheit und ausgewogene Farbigkeit des Gemäldes durch eine jüngst abgeschlossene Restaurierung wieder unverfälscht genießen kann.
(T. Trümper, 2011)



Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 67, Nr. 759.
Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 65, Kat.Nr. 397.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 77, Kat.Nr. 460.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 48, Kat.Nr. 460.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 44, Kat.Nr. 460.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 164-165, Kat.Nr. 249.
  • Voll, Karl: Die Meisterwerke der königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. München 1904.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 65, Kat.Nr. 272.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 76, Kat.Nr. 272.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 25, Kat.Nr. 272.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 57, Kat.Nr. 272.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 147, Kat.Nr. 272.
  • Wijnman, H. F.: De Schilder Abraham van den Tempel. In: Uit de Kring van Rembrandt en Vondel. Verzamelde Studies over Hunleven en Ongeving (1959), S, S. 74, Kat.Nr. 6.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 292.
  • Lange, Justus u. a.: Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 118, Kat.Nr. 39.


Letzte Aktualisierung: 12.06.2023



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